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Maßnahmen für zusätzliche Pflegekräfte vom Bundestag beschlossen

Der allgemein beklagte Fachkräftemangel in Deutschland gibt besonders im Pflegebereich Anlass zur Sorge.
Demografische Erhebungen ergeben, dass bis zum Jahr 2030 über 28 Millionen Deutsche älter als 60 Jahre sein werden. Die Zahl der über 80jährigen wird sich deutlich erhöhen; eine Bevölkerungsgruppe, bei der bereits heute beinahe jeder Dritte auf Pflege angewiesen ist.

Nach neuen Erkenntnissen der Studien über den steigenden Mangel an gut ausgebildetem Fachpersonal in Pflegewirtschaft und Gesundheitswesen ist davon Nordrhein-Westfalen als bevölkerungsreichstes Bundesland besonders betroffen.
Hier würden bis zum Jahr 2030 mindestens 40.000 Pflegekräfte fehlen, was einer Steigerung um den Faktor 15 entspräche.
Die Gründe liegen zum einen darin, dass ab 2020 ein Anstieg des Pflege- und Betreuungsbedarfs bei der ersten Nachkriegsgeneration zu erwarten ist. Ab 2030 beginnt dann für die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre das Rentenalter, gleichzeitig geht die Zahl der Berufanfänger zurück. Erschwerend hinzu kommt eine große Anzahl Ausbildungsabbrecher und Berufsaussteiger

Um die Gefahr des Pflegenotstandes abzuwenden, wurden deshalb vom Bundestag neue Maßnahmen für zusätzliche Pflegekräfte beschlossen.

Fachkräftemangel trotz krisensicherer Branche

Gute Pflegekräfte werden ständig gesucht und besonders im Bereich Altenpflege kann man davon ausgehen, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben.

Was sind also die Gründe für den drohenden Pflegenotstand?
Eine Befragung von Pflegekräften brachte ein erstaunliches Ergebnis: Die Fachkräfte sind eigentlich vorhanden, wenn man die Zahl derer betrachtet, die nach wenigen Jahren den Pflegeberuf an den Nagel hängen.
Die Zahlen besagen, dass Pflegefachkräfte nach der Ausbildung nur durchschnittlich 5 Jahre in ihrem Beruf arbeiten.
Nach den Gründen befragt, gaben die meisten der Berufsaussteiger an, die körperliche und psychische Belastung und teilweise hohe Verantwortung stünde in keinem Verhältnis zur Bezahlung. Zudem wurde die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung des Pflegeberufs allgemein beklagt. Nur bei einem geringen Teil der Befragten waren Schicht-, Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdienste der Grund.

Die Studie kommt daher zu folgender Schlussfolgerung:
Es besteht weniger ein Fachkräftemangel als ein Mangel an Fachkräften, die sich den herrschenden Arbeitsbedingungen dauerhaft aussetzen wollen. Deshalb scheint es sinnvoller, die vorhandenen Ressourcen zu nutzen und erfahrene, qualifizierte Mitarbeiter im Beruf zu halten oder ihnen den Wiedereinstieg zu ermöglichen, als laufend neue Pflegekräfte auszubilden oder ausländische Arbeitnehmer anzuwerben.

Der Maßnahmenkatalog der Bundesregierung

Zunächst soll es Erleichterungen in der Ausbildung zur Pflegefachkraft geben.
Dafür werden Umschulungsmaßnahmen für die dreijährige Ausbildung zur staatlich examinierten Fachkraft zukünftig wieder komplett von den Arbeitsagenturen gefördert. Zudem können erfahrene Pflegehelfer mit entsprechendem Nachweis ein Ausbildungsjahr angerechnet bekommen.
Eine vereinfachte Ausbildung sowie altersgerechte Arbeitsplätze sollen Schulabgängern den Pflegeberuf schmackhaft machen und ältere Fachkräfte im Beruf halten.

Geplant sind außerdem bessere psychosoziale Betreuung gegen Burnout Erkrankungen, angemessenere Bezahlung mit einheitlichen Tarifverträgen für alle Träger und eine erleichterte Zuwanderung für Pflegekräfte aus dem Ausland.
Ziel ist es, den Pflegeberuf attraktiver zu machen, die Maßnahmen müssen jedoch noch vom Bundesrat gebilligt werden.

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