Das Geschäft mit dem Alter auf Kosten der Pflegequalität
Aufgrund des demografischen Wandels und der steigenden medizinischen Fortschritte, werden immer mehr Menschen immer älter. Somit steigen auch die Anzahl der Pflegebedürftigen und der Bedarf an Pflegefachkräften ständig an. Die Pflegeethik verlangt eine menschenwürdige und fachkundige Versorgung der Betroffenen, nach neuestem Stand der Kunst. Dem gegenüber steht der wirtschaftliche Aspekt der Altenpflege. Wie lässt sich eine möglichst hohe Gewinnoptimierung erzielen? Professionelles, kostensparendes und wirtschaftliches Arbeiten, trägt diesen Aspekten oft nicht Genüge. Der Gewinn wird nicht selten auf Kosten der Arbeitskräfte und zum Nachteil der Pflegebedürftigen gesteigert. Personelle Überbelastung, durch Zeitmangel oder zu hohe Anforderungen, sind vielerorts an der Tagesordnung.
Der MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) soll, durch unangekündigte Kontrollen, für Ergebnis-, Struktur- und Prozessqualität sorgen. Das Ziel ist, durch Transparenz, eventuelle Mängel oder Missstände aufzudecken und auch bei der Optimierung der Pflege zu unterstützen.
Gewährleistung der Transparenz durch hohen bürokratischen Aufwand
Um die Wirksamkeit von Pflege und Betreuung zu belegen, wird die Tätigkeit examinierter Fachkräfte immer mehr zur Büroarbeit. Der Stellenwert von Pflegeplanung und Dokumentation aller erbrachten Leistungen ist so hoch, dass kaum noch Zeit für die tatsächliche Pflege bleibt. Daher werden viele pflegerische Tätigkeiten an Hilfskräfte und sogar Praktikanten delegiert. Für eine notwendige Kontrolle seitens examinierter Kräfte fehlt oft die Zeit. Die Lebensqualität der Pflegebedürftigen kann dadurch enorme Einbußen erleiden.
Überbelastung des Pflegepersonals
Die Heimpersonalverordnung legt das Verhältnis von examiniertem Fachpersonal und angelernten Kräften auf einen Prozentsatz von fünfzig zu fünfzig fest. Das kann einen regen Wechsel von circa der Hälfte der Arbeitskräfte bedeuten. Für die anderen fünfzig Prozent heißt das wiederholt neu anzulernen und einen Großteil, zusätzlich zu den administrativen Aufgaben, selber zu übernehmen. Permanente Überbelastung kann zu Vernachlässigung bis hin zu Gewalttaten führen oder Mängel bei der Planung der Pflege zur Folge haben. Da setzen auch gesetzliche Schutzbestimmungen keinen wirksamen Riegel vor. Der sogenannte Pflegenotstand verursacht häufig physische und psychische Überbelastung der Beschäftigten bis hin zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden. Die Konsequenz ist eine eingeschränkte Professionalität, welche berufliches Fehlverhalten hervorrufen kann.
Qualitätsprüfung – Sicherheit und Leitfaden
Um Missständen in Pflegeeinrichtungen vorzubeugen oder vorhandene Mängel aufzudecken, führt der MDK Qualitätsprüfungen, im Auftrag der Landesverbände der Pflegekassen durch.
Kontrolliert werden folgende Punkte:
- Die Ergebnisqualität – Wirksamkeit der Pflege- und Betreuungsmaßnahmen
- Die Prozessqualität – Ablauf, Durchführung und Evaluation der Leistungserbringung
- Die Strukturqualität – unmittelbare Rahmenbedingungen der Leistungserbringung
Arten der Qualitätsprüfung:
- Regelprüfung – einmal im Jahr
- Anlassprüfung – aufgrund von Beschwerden oder Hinweisen auf Missstände
- Wiederholungsprüfung – bei vorliegenden Qualitätsmängeln (nach Regel- oder Anlassprüfung)
Eine weitere Form der Qualitätssicherung in der Pflege sind betriebsinterne Pflegevisiten. Fachkräfte begutachten gegenseitig Art und Durchführung der pflegerischen Tätigkeit. So werden pflegerische Leistungen intern kontrolliert und wertvolle Tipps und Anregungen weitergegeben.