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Caritas und Diakonie sehen ambulante Pflege in Gefahr

Pflegedienste schlagen Alarm: Ambulante Pflege in Gefahr

In einer älter werdenden Gesellschaft sind immer mehr Menschen auf die Hilfe von professionellen Pflegediensten und Angehörigen angewiesen. Rund 2,5 Millionen pflegebedürftige Menschen gibt derzeit es in der Bundesrepublik, die Zahl ist steigend. Nur rund 30 Prozent von ihnen werden in stationären Altenheimen gepflegt. Die überwiegende Zahl kann weiterhin in den eigenen vier Wänden wohnen, jeder dritte Haushalt nimmt dabei die Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes in Anspruch. Für die Unternehmen wird diese Pflegeleistung immer schwieriger zu finanzieren.

Bezahlte Leistungen stagnieren

Vor allem die kirchlichen Einrichtungen stehen vor einer wachsenden Hürde, das umfangreiche und notwendige Angebot der ambulanten Pflege aufrechtzuerhalten. Die Vize-Vorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Heike Baehrens, spricht davon, dass zwei von drei Pflegediensten bereits heute rote Zahlen schreiben. Ein Grund dafür seien vor allem die Lohnsteigerungen für die Mitarbeiter, die aber durchaus berechtigt sind.

Um gerade einmal zwei Prozent sind die Gehälter der ausgebildeten Fachkräfte im vergangenen Jahr gestiegen. Im gleichen Zeitraum sind die Honorare der Ärzte um das Doppelte angestiegen. Baehrens betonte, dass „… mit unterschiedlichem Maß gemessen wird.“ Die Würdigung der physischen wie psychischen anstrengenden Arbeit der Pflegekräfte wird in der Gesellschaft zu wenig Achtung entgegengebracht.

Die Krankenkassen, die die Pflegeleistungen finanzieren, weigern sich vehement, die Tarifsteigerungen zu übernehmen. Gerade einmal zwei Prozent der Gesamtausgaben der deutschen Krankenversicherungen würden die erhöhten Leistungen betragen. Dabei haben die Kassen in den vergangenen Jahren einen Überschuss im hohen einstelligen Milliardenbereich eingefahren.

Unterversorgung als Folge

Als Folge der Unterfinanzierung durch die Krankenkassen leidet bereits jetzt die qualitative Versorgung pflegebedürftiger Menschen. Vor allem im ländlichen Raum ist schon jetzt ein Rückgang der ambulanten Pflegedienste zu verzeichnen.
Während kirchliche Träger die Ausgaben durch andere Tätigkeitsbereiche ausgleichen können, stehen private Unternehmen vor dem Aus. Die angespannte finanzielle Situation der ambulanten Dienste führt zudem dazu, dass immer weniger private Pflegedienste eröffnet werden. Die gleichzeitig steigende Zahl der pflegebedürftigen Menschen bei einer stagnierenden oder sinkenden Zahl der Pflegedienste führt damit unausweichlich zu einem Pflegenotstand. Urs Keller, der Vorstandschef des Diakonischen Werkes Baden, spricht von einer Lage, die „ziemlich angespannt“ ist.

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